Impuls zum Sonntag, 26. April 2020

Eröffnungsmusik: Martin von Niederhäusern spielt das Trumpet Voluntary Andante von John Stanley

Informationen zum Komponisten John Stanley

Gebt acht auf euch!

„Gebt acht auf euch, dass euer Herz nicht schwer werde von Rausch und Trunkenheit und Sorge ums Leben und dass jener Tag nicht jäh über euch komme wie eine Schlinge. Denn er wird über alle hereinbrechen, die den Erdkreis bewohnen. Seid also allezeit wachsam und betet, damit ihr die Kraft bekommt, all dem zu entrinnen, was geschehen wird, und vor den Menschensohn zu gelangen.“ Luk. 21, 34-36.

Bei diesen Worten von Jesus geht es um die letzten Dinge. Ums Gericht. Doch das lässt sich nicht trennen von der frohen Botschaft. Diese liegt im letzten halben Satz verborgen. Am Ende werden wir, trotz aller Schrecknisse dieser Welt, vor dem „Menschensohn“ stehen. Irgendwann werden wir Gottes menschliches Gesicht sehen. Plötzlich wird er vor uns sein. Dann wird uns ein Licht - sein Licht - aufgehen.

Wann wird dies sein: beim „Weltuntergang“? bei unserem Tod?…oder bereits in diesem Leben? - Ich lasse mich von den Geschichten im übrigen Lukasevangelium inspirieren:

Die erfüllte Zeit scheint wohl bereits da auf, wo jemand uns aufhilft, wie ein barmherziger Samariter, wenn wir am Boden liegen. Die neue Zeit bricht da an, wo den verlorenen Söhnen und Töchtern eine Hand entgegengestreckt wird, zum Neuanfang.

Das Lukasevangelium enthält noch eine weitere sehr bekannte Geschichte. Sie handelt von einem Kind in der Krippe. Vielleicht wird die Zeit da erfüllt sein, wo nicht die Mächtigsten und Reichsten die Massstäbe setzen, sondern ein hilfloses Menschenkind zum Mittelpunkt wird unserer Interessen. Ein kleines Kind am Rand, aber ein Geschenk des Himmels...

Gott wird uns entgegentreten mit dem Gesicht eines Menschen. Das ist uns verheissen. Gottes Gesicht also im schwachen und verletzlichen Menschen, im missratenen Sohn, im Misshandelten…

Das Evangelium von Jesus Christus führt uns zu ebendiesen Menschen. An ihnen und in der Begegnung mit ihnen entscheidet sich unser Leben. An unserer Mit-Menschlichkeit. Da stehen wir mitten im Leben vor dem „Menschensohn“.

Diesem Gott, der uns so überraschend als Mensch begegnet, im Neugeborenen am Rand der Gesellschaft, oder sogar im Hingerichteten am Kreuz... diesem Gott sind noch weitere Überraschungen zuzutrauen.

Halten wir uns also bereit für Begegnungen mit ihm. „Wachet ... zu jeder Zeit!“ rät Jesus den Seinen. Ich verstehe dies als erhöhte Achtsamkeit für das Leben – bis in seine feinsten Regungen. Achtsamkeit gerade auch für das Leben, das bedroht ist.

Mir fällt die Achtsamkeit einer Mutter ein, die Tag und Nacht jeden feinsten Ton und jede kleinste Regung ihres Neugeborenen wahrnimmt.

„Wachet... zu jeder Zeit!“ Können wir das überhaupt, dauernd wachen? Das würde ja selbst die robusteste Mutter nicht aushalten. Doch aufgepasst: Jesus spricht in der Mehrzahl. Man könnte sich beim Wachen ablösen. Wir könnten die Aufgaben aufteilen. Mehrere Menschen nehmen mehr wahr und können sich gegenseitig entlasten. Eine Kirchgemeinde mit wachen Mitgliedern nimmt die Welt und die Not der Menschen in weit grösserem Masse wahr als eine, die alles an einzelne delegiert. Sie entfaltet eine andere Kraft.

In diesem Sinn und Geist danke ich herzlich für all die Aufmerksamkeit und Nachbarschaftshilfe, die in diesen Tagen von Euch geleistet wird.

Gebt acht auf Euch – und fürchtet Euch nicht!

Martin Leuenberger, Pfarrer

Zwischenmusik: Martin von Niederhäusern spielt den Frühling aus den vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi

Informationen zum Komponisten Antonio Vivaldi

Unser Organist Martin von Niederhäusern spielt auf der Amsoldinger Orgel passende Lieder zum Thema:

RG 682 Ich will dich lieben meine Stärke

Liedtext 682 zum Mitsingen

RG 693 Bei dir Jesus will ich bleiben

Liedtext 693 zum Mitsingen

Weitere Gottesdienstmusik und Trauermusik:

http://www.markus-aellig.ch/fu08/subpage_22_corona.html