Impuls zu Pfingsten, 31. Mai 2020

Impuls zu Pfingsten, 31. Mai 2020

Floristik und Kirchendekoration: Annemarie Finger, Sigristin

Musikalische Eröffnung: D. Buxtehude - Praeludium und Fuge G-Dur

 

Gottes Windhauch – Gedanken zu Pfingsten

 

Elia wanderte „vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Gottesberg Horeb“:

Und dort kam er zu einer Höhle, und er übernachtete dort. Und sieh, da erging an ihn das Wort des HERRN, und er sprach zu ihm: Was tust du hier, Elia? 10 Und er sprach: Ich habe wahrlich geeifert für den HERRN, den Gott der Heerscharen! Denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre haben sie niedergerissen und deine Propheten haben sie mit dem Schwert umgebracht. Und ich allein bin übrig geblieben, sie aber haben danach getrachtet, mir das Leben zu nehmen. 11 Da sprach er: Geh hinaus und stell dich auf den Berg vor den HERRN! Und sieh - da ging der HERR vorüber. Und vor dem HERRN her kam ein grosser und gewaltiger Sturmwind, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, in dem Sturmwind aber war der HERR nicht. Und nach dem Sturmwind kam ein Erdbeben, in dem Erdbeben aber war der HERR nicht. 12 Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, in dem Feuer aber war der HERR nicht. Nach dem Feuer aber kam das Flüstern eines sanften Windhauchs. 13 Als Elia das hörte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel. Dann ging er hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Und sieh, da sprach eine Stimme zu ihm: Was tust du hier, Elia? 1 Kön 19, 9-13.

 

Merkwürdig, diese Geschichte, mitten in Berichten von Kriegen und blutigen Auseinandersetzungen. Sie ist wie eine kleine Oase der Stille und des Friedens. Oder ein Hauch von dem Gott, der letztlich den Frieden will.

Noch im Kapitel vorher ist Gott selber mit einem mächtigen Feuer dreingefahren, als Elia ihn anrief. Elia stand auf dem Berg Karmel einer ganzen Horde von Baalspropheten gegenüber. Es ging darum, zu beweisen, welcher Gott mächtig ist und das Opfer auf dem Altar entzünden kann.

Jetzt aber, auf dem Berg Horeb, begegnet ihm Gott ganz anders - gerade nicht im Sturm, nicht mit Feuer und Schwert. Er lässt sich vernehmen in der Einsamkeit einer Höhle, in der Abgeschiedenheit der Bergwelt. Er begegnet dem Elia ganz unauffällig. Und zwar gerade an dem Punkt, wo der Prophet am Ende ist und sich zurückzieht in seine Höhle. Dort fragt ihn eine Stimme: „Was tust du hier, Elia?“ „Wie geht es dir?“

Jetzt, wo ihn jemand nach seinem Befinden fragt, kommt es aus ihm heraus - jetzt kommt seine ganze Resignation, sein ganzer Frust zum Vorschein: „Ich habe geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen“. „Eingesetzt habe ich mich für die gute Sache - aber alles ist umsonst. Es hat ja doch keinen Sinn mehr.“

Nach dieser Klage ruft ihn eine Stimme heraus aus der Höhle. Dort wird Elia zunächst Zeuge eines gewaltigen Naturschauspiels: ein Sturm, „der Berge zerriss und Felsen zerbrach“, gefolgt von einem heftigen Erdbeben und einem Feuer. Eine göttliche Machtdemonstration?

Nein, Gott spricht nicht aus diesen Naturgewalten. Auf einmal breitet sich eine grosse Stille aus: auf dem Berg - in der Wüste. Elia lauscht... und merkt, dass die Stille ja gar nicht leer ist. Sie ist gefüllt. Die Stille hat ihre eigene Qualität. Elia stellt fest, was wir in der Ruhe auch feststellen können: dass wir Dinge hören, die wir sonst überhören. Da pfeift plötzlich irgendein Vogel. Wir vernehmen das Summen der Insekten – oder hören ein leises Rauschen in den Blättern... „...das Flüstern eines sanften Windhauchs.“

„Was tust du hier?“ „Wie geht es dir?“ flüstert eine Stimme:

Ja, was tue ich überhaupt? - Wer bin ich eigentlich? - Worauf hat sich mein Selbstwertgefühl bis jetzt gestützt? - Plötzlich sind sie da, diese Fragen. In der Stille kann ich ihnen nicht ausweichen. Ich muss mich ihnen stellen. Ich beginne über mein Leben und das Leben der anderen nachzudenken: War ich bis jetzt ein Kraftmensch? - War ich ein feuriger Eiferer? - Oder wurde ich von der Hektik unserer Zeit herumgehetzt? - Wurde ich von Stürmen gejagt - oder gar hinweggefegt? Der sanfte Windhauch hilft mir, ruhig zu werden, ruhiger zu atmen. Meine Gedanken ordnen sich. Mein Kopf wird klarer - wie die Aussicht in den Bergen nach einem Gewitter. Ich sehe neu, wo mein Weg weitergeht.

Möge an Pfingsten Gottes Geist Sie und uns alle sanft berühren…

Martin Leuenberger

 

Zwischenmusik gespielt von O. Widmer: J.S. Bach - Komm, Gott, Schöfper, Heiliger Geist

 

Lied RG 501

Lied RG 509

 

Musik zu Ausklang gespielt vo O. Widmer: J.S. Bach - Heut' triumphieret Gottes Sohn   

 

Weitere Gottesdienstmusik und Trauermusik: 

http://www.markus-aellig.ch/fu08/subpage_22_corona.html

 

Andachten und Gottesdienste zum Lesen: 

http://www.ref-sg.ch/zusammenhalten.html

 

Predigten zum Hören: 

http://www.radiopredigt.ch oder http://www.kibeo.ch/

 

Ganze Gottesdienste: 

https://www.srf.ch/play/tv/sendung/gottesdienst?id=c63c57c5-e500-0001-9e1f-17701f10133a

 

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